Die kleine Stadt Nördlingen liegt im bayerischen Schwaben und ist mit ihrem runden, mittelalterlichen Stadtkern wahrscheinlich einzigartig in der Welt. Einmalig ist aber nicht nur die gut erhaltene Altstadt, sondern auch die geologische Lage: Das Nördlinger Ries entstand vor 15 Millionen Jahren durch einen Meteoriteneinschlag.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Nördlingen im Jahr 898 als „Nordilinga“, aber die Geschichte der Stadt in Bayern reicht noch viel weiter zurück: Funde aus den dortigen Ofnethöhlen belegen, dass das Ortsgebiet von Nördlingen bereits in der Steinzeit besiedelt war. Auch aus dem 6. und 7. Jahrhundert lassen sich alemannische Besiedlungen nachweisen. Und 2023 fand man ein Grab mit einem sehr gut erhaltenen Schwert aus der Bronzezeit des späten 14. Jahrhunderts.
Nördlingen war aufgrund seiner besonderen Lage an der Kreuzung zweier wichtiger Handelsstraßen ein bedeutender Handelsplatz. Die bayerische Kleinstadt liegt zwischen Frankfurt, Würzburg und Augsburg sowie Nürnberg und Ulm. Vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit waren diese Handelsrouten äußerst beliebt für Waren wie Getreide, Vieh, Textilien, Pelze und Metallwaren. Die Blütezeit während des Mittelalters lässt sich in Nördlingen auch heute noch an der gut erhaltenen Architektur aus dieser Epoche ablesen.
Im Jahr 1215 wurde Nördlingen zur Reichsstadt und im selben Jahr die erste Stadtmauer errichtet. Diese ist leider nicht mehr erhalten, aber der Grundriss ist immer noch sichtbar. Über hundert Jahre später, im Jahr 1327, baute man dann den heute noch bestehenden Mauerring, mit dem die Stadtfläche auf das Vierfache anwuchs. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Mauer immer weiter ausgebaut und verstärkt.
Heute ist die Nördlinger Stadtmauer fast 700 Jahre alt, vollständig erhalten und sogar komplett begehbar: Man kann die rund 2,7 Kilometer lange Mauer entlangwandern und von hier oben den Blick über die mittelalterliche Altstadt genießen. Die Stadtmauer hat heute fünf Stadttore, zwölf Türme und zwei Bastionen.
Der 90 Meter hohe Kirchturm Daniel ist das Wahrzeichen von Nördlingen. Aufgrund seiner Höhe kann man ihn im ganzen Ries sehen. Er wurde 1538 fertiggestellt, 365 steile Stufen führen an seine Spitze. Den Ausblick sollte man auf keinen Fall verpassen! Ebenso wie den berühmten Wächterruf: Zwischen 22 und 24 Uhr ruft der Türmer auch heute noch jede halbe Stunde „So Gsell so!“. Dieser Brauch geht auf eine alte Geschichte von 1440 zurück, laut dieser soll eine Sau damals Nördlingen gerettet haben.
Sehr sehenswert ist auch das Nördlinger Gerberviertel, eines der größten in Deutschland. Gerber verarbeiteten rohe Häute zu Leder und Fellen. Da die Häute gewaschen werden mussten, befanden sich die Werkstätten an fließenden Gewässern. In Nördlingen findet man dieses Viertel deshalb an der Eger. Um 1618 herum arbeiteten und lebten hier über 150 Gerbermeister. Im Erdgeschoss wurde gearbeitet, im ersten Stock gelebt und unter den Dachgiebeln getrocknet. Die Trockengalerien aus Holz sind auch heute noch oft erhalten. Das Handwerk wird in Nördlingen nicht mehr betrieben, viele der Häuser wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu Wohnhäuser umgebaut.
Einen Besuch wert ist außerdem das Bayerische Eisenbahnmuseum mit über 200 ausgestellten Fahrzeugen, darunter sind über 40 Dampflokomotiven. Die Exponate sind sowohl in den historischen Hallen des einstigen Lokdepots der Königlich Bayerischen Staatsbahn ausgestellt als auch unter freiem Himmel. Das Museum bietet zudem Tagesfahrten mit den historischen Zügen an!
Zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten rund um Nördlingen gehört auch das RiesKraterMuseum, das sich mit dem Einschlag des Meteoriten beschäftigt, der vor 15 Millionen Jahren das Nördlinger Ries formte. Das Museum ist in einem mittelalterlichen Scheunenbau von 1503 untergebracht und nicht nur für Hobbywissenschaftler interessant: Es widmet sich der Entstehung und Bedeutung von Meteoriteneinschlägen und deren Kratern inklusive der Auswirkungen bis in die Gegenwart.
Passend dazu kann man auch einen Ausflug in den Geopark Ries unternehmen. Dieser erschreckt sich über den gesamten Nördlinger Ries-Krater und hat einen Durchmesser von etwa 25 Kilometern. Lehrpfade und Infostellen erzählen an vielen Orten die Besonderheiten des Ries. Man kann auch Führungen oder individuelle Wanderungen durch den UNESCO-Geopark machen.