Das Deutsche Museum ist eines der traditionsreichsten und größten Wissenschafts- und Technikmuseen der Welt. Was es sonst noch besonders macht? Der Ansatz der Vermittlung: Hier gibt es unzählige Experimente zum Selbstausprobieren, Wissenschaft zum Anfassen. Wir stellen sieben besonders spannende vor.
In Museen heißt es üblicherweise: Bloß nicht anfassen! Im Deutschen Museum ist das Gegenteil der Fall. In den rund zwanzig Dauerausstellungen wird man ermutigt, anzufassen und zu experimentieren, zu rätseln und zu tüfteln. Das weckt den Erfindergeist – und auf dem basieren schließlich die Errungenschaften in den Ausstellungen.
- Wunden nähen in der Medizinausstellung
- Experimentieren in der Chemieausstellung
- Kuh melken in der Landwirtschaftsausstellung
- Abheben im Flugsimulator
- Dirigieren in der Musikausstellung
- Rakete starten in der Raumfahrtausstellung
- Geheimbotschaften in der Bild-, Schrift- und Codeausstellung schreiben
Neugierde oder Ekel, bei vielen auch neugieriger Ekel – das sind die gängigen Reaktionen beim Stichwort Chirurgie. Zu welcher Gruppe man gehört (und ob man das Medizinstudium gegebenenfalls lieber nicht anstreben sollte), lässt sich in der Gesundheitsausstellung herausfinden. Hier kann man sich ausprobieren und eine Wunde nähen. Vorteil für die Ekel-Fraktion: Die Verletzung ist nur aus Kunststoff. Mit zwei Zangen – den Nadelhaltern – führt man den Faden durch die falsche Haut und verknotet ihn anschließend, wie auf der Anleitung gezeigt. Mit diesem „Doppelknoten“ schließen Ärztinnen und Ärzte Wunden, ohne sie mit den Fingern zu berühren. In der Ausstellung erfährt man außerdem, wie sich Medizintechnik und Pharmazie über die Jahrhunderte gewandelt haben. Das Skalpell etwa sah bereits vor hunderten Jahren aus wie heute.
Wer beim Anblick von Kitteln und Reagenzgläsern befürchtet, ein durch den Chemieunterricht ausgelöstes Schultrauma zu reaktivieren, darf beruhigt sein: In der Chemieausstellung gibt es weder Nachsitzen noch Noten. Stattdessen darf man sich dem widmen, was auch schon in der Schule am meisten Spaß gemacht hat: dem Experimentieren. Dafür holt man sich einfach eins von drei unterschiedlichen Sets an der Theke ab und probiert sich als Chemikerin oder Chemiker. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Versuch zum Thema Leitfähigkeit von Wasser? Ausgerüstet mit Messgerät, destilliertem, Salz- und Mineralwasser kann man so die Frage ergründen, in welcher Variante Wasser den Strom am besten leitet.
„Alles ist Wissenschaft“ lautet das Motto des Deutschen Museums. Und so drehen sich die Ausstellungen nicht nur um Physik und Chemie, sondern auch um Dinge des alltäglichen Lebens. In der dritten Etage findet man zum Beispiel ein Stück Natur in Form einer Kuh. Na gut, sie ist aus Plastik, ihr Euter aus Gummi und statt Milch kommt aus den Zitzen Wasser. Melken kann man sie trotzdem. Wer neugierig auf Ackerbau und Viehzucht ist und herausfinden möchte, welche Auswirkungen diese auf Umwelt und Gesundheit haben, kann hier einen Blick hinter die Scheunentore werfen.
Wer keine Pilotenausbildung hat, dürfte selten bis nie die Gelegenheit haben, im Cockpit eines Flugzeugs mitzufliegen. Im Flugsimulator des Deutschen Museums ist man zumindest nah dran. In der Vorführung „Flugsimulator“ gleitet man über Bergrücken, manövriert durch gefährlich dichten Nebel und lernt nebenbei eine ganze Menge über die moderne Luftfahrt. Selbst steuern darf man das Flugzeug nicht, der Simulator ist ein Profigerät und wird bei Ausbildung und Training eingesetzt. Aber wer einen Platz in der Mitte des Präsentationsraums ergattert, vergisst dank des 180-Grad-Bildschirms zwischenzeitlich trotzdem, dass man sich hier auf festem Boden befindet.
Hinweis: Der Flugsimulator ist Teil des Tagesprogramms, das täglich wechselt. Erkundigen Sie sich auf der Website des Deutschen Museums, ob er bei Ihrem geplanten Besuch vorgeführt wird.
Es ist das Jahr 1845, und Sie sollen Wagners Oper „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“ dirigieren – doch die Mitglieder des Orchesters? Sind noch nicht auf ihren Plätzen. In der Musikausstellung nimmt man den virtuellen Taktstock in die Hand und ordnet auf einem Tablet die verschiedenen Instrumentengruppen an. So lernt man spielerisch, wie ein Orchester funktioniert. Wer alles richtig gemacht hat, wird über die Kopfhörer mit Harmonien belohnt – und kann per Fingerdruck die Streicher und Blasinstrumente zu- und abschalten.
Die Raumfahrtausstellung erfreut sich besonders großer Beliebtheit – vielleicht, weil als Kinder viele davon träumten, später mal ins All zu fliegen. Und manche haben es ja tatsächlich geschafft. Ihre Errungenschaften werden hier neben vielen weiteren spannenden Exponaten präsentiert. Und alle, die ihren Kindheitstraum wiederbeleben möchten, können das beim Start einer Miniaturrakete tun. Die funktioniert nach demselben physikalischen Prinzip wie eine echte Rakete. Mit dem kleinen Unterschied, dass sie keinen Treibstoff verbrennt, sondern mit Hilfe von Druckluft abhebt. Und ja, die echte ist natürlich auch ein wenig größer.
In der Codeausstellung kann man sich an der berüchtigten Enigma-Chiffriermaschine versuchen, der Verschlüsselungsmaschine, die die deutsche Wehrmacht für ihre Funksprüche verwendete.
Der Zweite Weltkrieg wurde nicht nur auf den Schlachtfeldern ausgetragen, sondern auch in den Zimmern der Kryptografinnen und Kryptografen, die versuchten, die Codes der verfeindeten Mächte zu entschlüsseln. In der Codeausstellung kann man sich an der berüchtigten Enigma-Chiffriermaschine versuchen, der Verschlüsselungsmaschine, die die deutsche Wehrmacht für ihre Funksprüche verwendete. Das Ausstellungsstück – eine vereinfachte Version der Enigma-Maschine – sendet bei jedem Tastendruck Strom durch einen neuen Pfad, von dem jeder einem eigenen Geheimtextalphabet entspricht. Wer Lust hat, das Gehirn zu verknoten, ist hier richtig aufgehoben.